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						  | Rezensionen 
 Gut informierte, schreibfreudige und sachkundige Rezensenten gesucht!
 Wünschenswert wären Mitarbeiter aus dem Bereich des Musik-Wesens und/oder der Journalistik. Ein sicherer Schreibstil mit guter Rechtsschreibung sind Voraussetzung, ebenso eine Neutralität gegenüber Personen und Musikrichtungen. Interesse? Dann schreiben Sie uns: info@musik-medienhaus.de.
 
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						  | Francois d’Agincour - Complete Organ Music Direktlink: https://www.musik-medienhaus.de/mmh/rezensionen.html#agincour
 
 Interpret: Nishikawa, Chikako
 Instrument: Andreas Zeni-Orgel Chiesa dei SS Giuseppe e Luca di Budoia, Italien
 97011 / P2025
 Label: Brilliant Classics
 
 
   François d’Agincour (* 1684 in Rouen; † 1758 ebenda) war Schüler von Jacques Boyvin, und Nicolas Antoine Lebègue. 1701 bis 1706 war er Organist der Kirche Sainte-Madeleine-en-la-Cité in Paris und wurde dann der Nachfolger von Boyvin bis zu seinem Tod. Oktober 1714 wurde d’Agincour einer der vier königlichen Organisten der Chapelle Royale und wurde damit Nachfolger von Louis Marchand. 1726 wurde er auch Organist der Kathedrale von Rouen. Sein Oeuvre ist sehr schmal, Chikako Nishikawa, Managerin von Stefano Molardi, hat es auf der kleinen aber klangschönen Zeni-Orgel (2000, II/17) in Budoia eingespielt. Es umfasst 46 kurze Stücke in 6 Zyklen, wie sie zu seiner Zeit in Frankreich üblich waren. Kaum eines dauert länger als 1 ½ Minuten, was wahrscheinlich dem Usus in Rouen geschuldet war. Diese CD bestellen ...Schöne Musik, gut gespielt auf einer schönen Orgel in einet etwas trockenen Akustik, aber auch etwas ermüdend durch den schnellen Wechsel der Stücke.
 
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						  |  Eine Arnstädter Tabulatur Direktlink: https://www.musik-medienhaus.de/mmh/rezensionen.html#einearnstaedtertabulatur
 
 Herausgeber: Wilhelm, Rüdiger
 om356 / Beeskow 2025 / 19,- €
 Besetzung: Orgel
 Verlag: ortus organum
 
 15 Choralbearbeitungen für Orgel
 
 Den vielen greifbaren Choralvorspielbänden mit Kompositionen der Barockzeit hat Rüdiger Wilhelm noch eine Ausgabe hinzugefügt: die Arnstädter Tabulatur, die 15 Choralbearbeitungen aus der Zeit um 1700 enthält. Neben 7 Bearbeitungen von Johann Michael Bach und Johann Praetorius enthält sie 8 Bearbeitungen eines anonymen Orgellehrers oder eines Schülers aus Thüringer Tradition. Die Quelle, ein Faszikel, das in der Berliner Staatsbibliothek verwahrt wird, fällt durch ein paar Eigenheiten auf, so u.a. Verlängerungsstriche bei punktierten Noten, die der Herausgeber in den Notentext auch übernahm. Der Schreiber der Quelle notierte auch die Verteilung der Stimmen auf die beiden Hände, sie verzeichnet der Herausgeber ebenfalls im Notentext wie auch die Seitenangaben der Quelle.
 
 Bemerkenswert ist die Praxis in einem 3-stg. Satz, einen planen Cantus firmus im Tenor mit einer tiefoktavierenden Pedalstimme zu verdoppeln, so findet es sich bereits bei Pachelbel einige Male. Die zumeist 4-stg. Manualsätze mit Cf im Sopran oder Bass im Pedal sind ansprechend komponiert, einigen sieht man ihre Entstehung im frühen Stadium eines Orgelschülers an. Auch ein Tenor-Cf im dreistimmigen Manualsatz in der kleinen Partita „Du Friedefürst“ kommt vor, der am besten nach den Registrier-Angaben Georg Friedrich Kauffmanns mit einer Zungenstimme realisiert werden kann. „Aus tieffer noth“ beginnt und schließt mit einer frz. Ouvertüre, eine singuläre Idee! Einen besonderen Hinweis braucht Johann Michael Bachs Bearbeitung „Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr‘“, ein Begleitsatz auf dem Werk mit Zwischenspielen auf dem Rückpositiv, die im Gegensatz zu den bekannten Bachsätzen fugiert gearbeitet sind, auch das wohl eine nur hier nachweisbare Begleitpraxis der Barockzeit. Geschenkt ist die zusätzliche Transposition der Bearbeitung „Nun lasst uns Gott, dem Herren“ für die heutige Praxis.
 
 So bringt der Band sowohl Gängiges wie Überraschendes, die Ausgabe ist mit Vorwort, Kritischem Bericht und Faksimiles ein gutes Beispiel für die heutige Editionspraxis, dem Verlag sei dafür wieder gedankt.
Diese Noten in unserem Online-Shop --->
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						  |  Mühlhäuser Müntzer Musik Direktlink: https://www.musik-medienhaus.de/mmh/rezensionen.html#muehlhaeusermuentzermusik_posaunenchor
 
 Komponist: Kropp, Christian
 0525-06 / 6,75 €
 Besetzung: Posaunenchor
 Verlag: Daniel Kunert
 
 Am 5. April 2025 wurde in Mühlhausen (Thüringen) nach einem  damals nicht ausgeführten Entwurf von Albrecht Dürer (1471-1528, Nürnberg) im  Jahr des 500jährigen Gedenkens des Deutschen Bauernkrieges – anlässlich des  500. Todestages des Pfarrers der Marienkirche in Mühlhausen Thomas Müntzer, der  in der Stadt Mühlhausen 1525 nach der militärischen Niederlage der aufständischen  Bauern hingerichtet wurde – nun endlich eine vom Künstler Timm Kregel  realisierte Säule zum Bauernkrieg eingeweiht.
 
 Zu diesem Anlass hat Christian Kropp seine inzwischen bereits  im Verlag Daniel Kunert – Musik-Medienhaus veröffentlichte Mühlhäuser Müntzer  Musik für Orgel nun für die dafür erforderliche Besetzung für einen  vierstimmigen Posaunenchor umgearbeitet. 
  So ist eine feierliche Fanfare (174 Takte auf vier  Partiturseiten) entstanden, und dazu auch noch eine auf zwei Partiturseiten mit  nur noch 50 Takten gekürzte Version.
 
 Die Tonsprache scheint konventionell, zunächst führen  zweitaktige solistische Phrasen der Sopranstimme, dann der Bassstimme, immer  wieder zu abschließenden Akkorden, doch von Anfang an führen überraschende  Entwicklungen doch zu dem sich verdichtenden Eindruck, dass hier auf neuartige  Weise die historischen Ereignisse in unsere Zeit und unser heutiges  Vorstellungsvermögen übersetzt und reflektiert werden.
 Dadurch mag sich dieses originelle und gelungene Stück auch  für andere Anlässe und Gelegenheiten, die eben nicht nur festliche  Fröhlichkeit, sondern auch zerklüftete Zerrissenheit nahelegen, als sehr  passend und geeignet erweisen.
 Die durchaus interessanten Akkordfolgen erfordern dabei  harmonisches Verständnis und Intonationssicherheit, doch hat die Komposition  den Praxistest mit einem aus Amateuren bestehenden Posaunenchorensemble sicher  sehr gut bestanden, zumal Matthias Schwarzkopf, der als Leiter der Uraufführung  den ausdrücklichen Dank des Komponisten sicher verdient hat, „mehr als eine  wertvolle Hilfe bei der Komposition war“, wie es im Vorwort von Christian Kropp  heißt.
 
  Diese Noten in unserem Online-Shop --->Torsten LauxKaiserslautern, 31.07.2025
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						  |  Puppentheater Direktlink: https://www.musik-medienhaus.de/mmh/rezensionen.html#puppentheater
 
 Komponist: Metelka, Jakub
 ISMN: 979-0-2601-1009-0 / BA11579 / 15,95 €
 Besetzung: Klavier
 Verlag: Bärenreiter
 
 „Puppentheater“: 20 Miniaturen für Klavier von Jakub Metelka
 Im Bärenreiter Verlag Praha sind 20 kleine, sehr leicht spielbare, emotional starke, rhythmisch interessante Charakterstücke für Klavier von Jakob Metelka erschienen.
 
 Als Kirchenmusiker bedauere ich selbstverständlich, dass diese durchaus aussagekräftige Programm-Musik - dem Namen des Zyklus entsprechend - natürlich weltliche Themen behandelt und dementsprechend betitelt ist: „Glöckchen“, „Kasperle“, „Märchenland“, „Der weise König“, „Trauermarsch“, „Silhouette“, „Der Zauberer“, „Das verzauberte Königreich“, „Die Prinzessin“, „Banditenangriff“, „Der Zauberwald“, „Der Ritter“, „Die Zwerge“, „Großmutters Hütte“, „Der Zauberspruch“, „Der Prinz und sein Pferd“, „Hochzeitstag“ „Tanz der Hofdamen“, „Der kleine Ring“, „Der Vorhang“.
 Aber gleichzeitig freue ich mich über diese erfrischenden Ideen, die als inspirierende Anregungen zur Improvisation am Klavier dienen können, aber auch mithilfe einiger Kreativität leicht an Orgeln jeder Art und Größe angepasst werden können. Und da es sich tatsächlich um Miniaturen handelt, sind diese 20 wirklich kurzen kostbaren wertvollen Stücke nur minimal ausgearbeitet und dadurch um so offener für eigene improvisierende Weiterentwicklungen.
 
  Diese Noten in unserem Online-Shop --->Torsten LauxKaiserslautern, 29.09.2025
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						  |  Johann Sebastian Bach Direktlink: https://www.musik-medienhaus.de/mmh/rezensionen.html#bach_suter
 
 Interpretin: Lea Suter
 Bestellnummer MDG 921 2347-6 / 2025
 Verlag: MDG
 
 Vor etlichen Jahrzehnten verschob sich die Praxis der Wiedergabe der Klavierwerke Bachs allmählich vom romantischen Konzertflügel auf das Cembalo. Hört man diese CD, so geht die Reise nun weiter zum Clavichord. Was keine Neuentdeckung ist, aber eine neue Wertschätzung und mancherorts schon lange im Programm, z.B. bei der Greifswalder Bachwoche. Der Gebrauch der Clavichorde ist seit dem 14. Jahrhundert belegt, seither dient es als Haus- und Studieninstrument für alle Tasteninstrumente, das waren zunächst die Orgeln, im 15. Jh. die Cembali in vielerlei Gestalt, dann in gut situierten Häusern im 17. Jh. Hausorgeln und im 18. Jh. die Hammerflügel, zu denen sich im Anfang des 19. Jh. noch das Harmonium gesellte. Seit dem Ende des 19. Jh. dominierte der große Konzertflügel, bzw. das häusliche Klavier das Geschehen.
 Die Vorzüge des Clavichords sind bekannt, dynamische Gestaltung, hohe Anschlagskultur, unbegrenzte Aufstellungsmöglichkeiten. Was es nicht bietet, ist Lautstärke, die große Räume füllt, ein Vorzug in unserer Zeit, in der jede angenehme Stille nahezu jederzeit zugedröhnt wird. Bei einer CD-Aufnahme spielt das keine Rolle. Mit gezielten Überlegungen zum Gebrauch des Instrumentes nach Anmerkungen Adlungs spielt Lea Suter die Partita No.6 e-Moll, BWV 830, die Chaconne aus der Partita No.2 d-Moll für Violine, BWV 1004, und die Chromatische Fantasie und Fuge d-Moll, BWV 903.
 Äußerst wohltuend ist das klangliche Ergebnis ihrer Studien, höchste Intensität, Intimität und sorgfältiges Gestalten zeichnen ihr Spiel. Der Rezensent bleibt nicht nur völlig kritiklos, sondern ist restlos begeistert. Gerne ist man gespannt auf weitere Einspielungen der Cembalistin, Organistin, Orgelbauerin und Lehrbeauftragten in Den Haag. Ihr Programm ist angeregt von Bachs Äußerung, er hätte die Violin-Chaconne auch auf dem Clavichord gespielt und nur notwendige Harmonien ergänzt. Für nächste Clavichord-Einspielungen gerne anderer Komponisten braucht es nur noch den Hinweis auf diese gelungene CD!
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						  |  Des Lichtstrahls dreifache Töne Direktlink: https://www.musik-medienhaus.de/mmh/rezensionen.html#deslichtstrahlsdreifachetoene
 
 Komponist: Rainer Bischof
 ISMN: 979-0-012-19958-8 / DO42883 / 12,80 €
 Besetzung: 4stg. gem. Chor
 Verlag: Doblinger
 
 Der deutsche evangelische Kleinbauer, Holzfäller und Schmetterlingssammler Christian 
Wagner (1835-1918) in Warmbronn (seit 1975 Ortsteil von Leonberg im Landkreis Böblingen 
in Baden-Württemberg) schrieb 1860 für seine Mutter sein erstes Gedicht und 1865, 
beeinflusst von Friedrich Schiller (1759-1805), dem großen idealistischen Dramatiker der 
deutschen Klassik, sein eigenes Schauspiel „Abi-Melech“, 1885 begann er mit der 
Veröffentlichung „Märchenerzähler, Bramine und Seher“ als Schriftsteller erfolgreich zu 
werden.
 
 2008 komponierte Rainer Bischof ein vierstimmiges unbegleitetes Madrigal über dieses kurze kostbare Gedicht von Christian Wagner, das aus der antiken, aus Platons Philosophie wurzelnden, Trias des Wahren, Schönen und Guten, die für das Zusammenwirken von Wissenschaft, Kunst und Ehtik steht, ewigen Ruhm für Künstler und besonders auch 
Musiker abzuleiten scheint:
 
 Des Lichtstrahls dreifache Töne
 Sind wohl der Quell allen Seins
 Das Wahre, das Gute, das Schöne
 Auch diese Dreie sind Eins
 
 Und wer dem Wahren und Schönen
 Und Guten sein Leben geweiht
 Der zählet zu Gottes Söhnen
 Und bleibet in Ewigkeit.
 
 Bischof hat eine wirklich anspruchsvolle, 
betörende Kostbarkeit geschrieben, die Peter Lang und seinem Mozart Knabenchor Wien zugeeignet, 
von hervorragenden Dirigent:innen und geübten Chören angemessen interpretiert werden 
kann, jedoch Chören und Chorleiter:innen, die mit einer zeitgenössischen Tonsprache 
weniger vertraut sind, sicher einige Schwierigkeiten in der Bewältigung der Aufgaben vor 
allem in den Bereichen harmonisches Verständnis und Intonationssicherheit, Tonumfang 
und Dynamik, Rhythmik und Agogik bereiten wird.
 
 
 
  Diese Noten in unserem Online-Shop --->Torsten LauxKaiserslautern, 31.07.2025
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						  |  Leben statt Leere Direktlink: https://www.musik-medienhaus.de/mmh/rezensionen.html#lebenstattleere
 
 Herausgeber: Kulturbüro des Rates der Ev. Kirche in Deutschland
 ISMN: 979-0-012-20734-4
 Paperback, 240 Seiten
 Verlag: Kulturbüro des Rates der EKD
 
 Überlegungen und Anregungen zum Umgang mit unseren Kirchen
 
 Angesichts zurückgehender Finanzmittel und Kirchenmitgliederzahlen ist die Schließung von kirchlichen Gebäuden längst in den Fokus notwendiger Sparmaßnahmen gerückt. Wer schon einmal miterlebt hat, dass eine Kirche entwidmet werden musste, der weiß, was dies für die Betroffenen vor Ort in vielfältiger Hinsicht bedeutet. Selbst kirchenferne Menschen reagieren oft bestürzt, wenn sich abzeichnet, dass die „Kirche nicht mehr im Dorf“ bleiben wird.
 
 Doch ganz so ist es natürlich nicht: Die Schließung/Entwidmung einer Kirche ist in den allermeisten Fällen mit der Frage danach verbunden, ob und wie sie künftig alternativ genutzt werden kann. Häufig stehen solche Gebäude unter Denkmalschutz, oder ein Abriss kommt aus anderen Gründen nicht in Betracht. Mitten in dieser Situation, mit der sich in zunehmendem Maße Kirchenvorstände, Presbyterien und Pfarrgemeinderäte auseinandersetzen müssen, ist nun eine Publikation mit dem Titel „Leben statt Leere – Überlegungen und Anregungen zum Umgang mit unseren Kirchen“ erschienen – herausgegeben von Klaus-Martin Bresgott (Kunsthistoriker und Dirigent), Johann Hinrich Claussen (Theologe) und Stefan Rhein (Historiker) in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro des Rates der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) und großzügig unterstützt von der Wüstenrot Stiftung.
 
 Um es vorwegzunehmen: Die Lektüre dieser Ausgabe ist nicht nur all denjenigen zu empfehlen, die sich mit herausfordernden, ja oft auch überfordernden Fragestellungen rund um die Aufgabe von kirchlichen Gebäuden konfrontiert sehen. Das großformatige Buch wird darüber hinaus sicherlich viele Interessierte finden, die allein schon von der Fülle an Bildern bzw. Illustrationen in den Bann gezogen werden dürften, die die zahlreichen Textbeiträge anschaulich ergänzen.
 
 Zweiunddreißig Autorinnen und Autoren verschiedener Fachgebiete wie u. a. Architektur, Städteplanung, Denkmalpflege, Theologie, Kunstgeschichte, kulturelle Bildung und Soziologie betrachten die Frage nach der künftigen Nutzung entwidmeter Kirchen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Sie beschreiben Entwicklungen und Projekte, zeigen mögliche Konzepte auf, lassen die Leserin und den Leser an bisher gemachten Erfahrungen teilhaben und tragen so zu einer anregenden, vielfältigen und bunten Gesamtschau auf das Thema bei.
 
 Allen Beiträgen gemeinsam ist eine positive Grundhaltung: nicht die Belastungen und Konsequenzen durch Leerstände werden erörtert, sondern der Fokus ist auf zuversichtliche Perspektiven und die Chancen neuer Wege gerichtet – weg von einer gewissen Isoliertheit örtlicher Kirchengemeinden hin zu einer Öffnung in die Gesellschaft hinein. So weist der Autor Jörg Beste darauf hin, dass sich aus dem Gebot der Nächstenliebe auch der bestehende Auftrag für die Kirche ableitet, weiterhin Verantwortung für unsere Gesellschaft zu übernehmen, zumal ein Rückgang der Kirchenmitgliederzahlen dem nicht entgegensteht.
 
 Ungemein spannend ist es, bei der Lektüre dieses Buches vielfältigen Aspekten nachzuspüren und sich mit den Ideen auseinanderzusetzen, die bereits zu interessanten, teilweise auch ungewöhnlichen und erstaunlichen Beispielen der Umsetzung von Kirchennutzungen in Deutschland und den Nachbarländern geführt haben. Sie zeigen: Kirchenräume sind viel mehr als reine Gottesdiensträume, und sie bieten ungeahnte, oft auch Mut und Fantasie erfordernde Möglichkeiten, bei denen natürlich auch das jeweilige kommunale und soziale Umfeld von großer Bedeutung ist.
 
 Die Städteplanerin Leona Lynen bringt es folgendermaßen auf den Punkt: „Die Umnutzung von Kirchengebäuden ist mehr als eine Frage der baulichen Erhaltung oder der wirtschaftlichen Tragfähigkeit – sie ist eine Einladung zum Gestalten und eine gesellschaftliche Frage, die Haltung verlangt. Es geht darum, bestehende Räume neu zu denken und Orte zu schaffen, in denen Menschen erleben, dass Veränderung möglich ist. Dazu braucht es streitbare, individuelle Ansätze und Raum für Experiment und Innovation. Kirchengebäude sind zu kostbar, um sie dem Verfall zu überlassen. Sie sind auch zu wertvoll, um sie einer schwindenden Gläubigengemeinschaft allein vorzubehalten. Die Umnutzung von Kirchen kann nicht nur dabei helfen, wertvolle Gebäude zu erhalten, sondern auch zur Stärkung von Gemeinsinn und Demokratie beitragen.“
 
 Angesichts der heutigen Zeit gesellschaftlicher und politischer Umbrüche ist „Leben statt Leere“ ein wertvolles Plädoyer für Zuversicht, Mut und für das, was in einem Kirchenliedtext unserer Zeit oft und gern gesungen wird: „Vertraut den neuen Wegen…“ .
 
 
						      Dieses Buch in unserem Online-Shop --->Martin WinklerBad Oeynhausen, 09/2025
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						  |  Liebeslied Direktlink: https://www.musik-medienhaus.de/mmh/rezensionen.html#vorbeck_liebeslied
 
 Komponist: Christian Vorbeck
 Celle 2025, 0625-03, 3,25 €
 Besetzung: Sopran und Klavier
 Verlag: Daniel Kunert
 
 nach einem mittelalterlichen Minnelied
 
 Schon 2001 komponierte Christian Vorbeck (gewimdet „für Barbara“) diese filigrane, bis auf nur zwei gleichzeitig anzuschlagende übermäßige Dreiklänge, ausschließlich ein- bis zweistimmig notierte, intime Kostbarkeit, an der diese Veröffentlichung uns nun endlich Anteil nehmen lässt – nach 24 Jahren!
 
 „Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an“ schrieb schon Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (1776 Königsberg – 1822 Berlin),  „Wo die Worte aufhören, beginnt die Musik“ Heinrich Heine (1797 Düsseldorf  – 1856 Paris), und „Musik spricht da, wo Worte fehlen“ Hans Christian Andersen (1805 Odense – 1875 Kopenhagen): diese berühmten Worte romantischer Schriftsteller erweisen sich auch in dieser kurzen Komposition in nur 24 (!) Takten einmal mehr als wirklich wahr, denn dieses kleine reizvolle aparte Stück geht emotional – trotz einer durchaus herben Tonsprache – mit außerdem sehr effektiv eingesetztem nicht zu großem Aufwand doch noch sehr viel tiefer, als es die Worte nach einem oft zitierten mittelalterlichen Minnelied vermögen könnten:
 
 Du bist mein, ich bin dein;
 des sollst Du gewissen sein.
 Du bist verschlossen
 in meinem Herzen.
 Verloren ist das
 Schlüsselin,
 jetzt musst Du
 immer bleiben drin.
 
 Du bist mein,
 ich bin Dein,
 ich bin Dein.
 
 Der gegen Ende des 12 . Jahrhunderts verfasste originale Text
 
 Du bist min, ih bin 
din.
 Des solt du gewis sin.
 Du bist beslozzen
 in minem herzen,
 verlorn ist das sluzzellin:
 du muost ouch immer darinne sin.
 
 eines anonymen Schriftstellers findet sich am Ende eines Liebesbriefes in der Tegernseer Briefsammlung in der Bayerischen Staatsbibliothek, er gilt als ältestes mittelhochdeutsches Liebeslied oder Liebesgedicht, jedenfalls gehören diese wenigen Worte zu den bekanntesten Beispielen deutscher Poesie des Mittelalters.
 
 Dr. phil. Christian Vorbeck wurde 1977 in Aschaffenburg geboren und besuchte dort das musische Gymnasium Carl-Theodor-von Dalberg. Nach seinen Studien an der Hochschule für Musik in Köln und an der Universität der Künste in Berlin bis zur A-Prüfung (mit Auszeichnung) für Katholische Kirchenmusik, Diplom Orgel und Diplom Orgelimprovisation, sowie privatem Studium der Komposition bei Prof. Theo Brandmüller (Saarbrücken) wurde er 2004 Kantor an St. Marien Witten (Westfalen).
 
 Im Verlag Daniel Kunert wurde unter anderem bereits sein Prélude et fugue, ein bedeutendes, ungewöhnliches, markantes und ausdrucksstarkes Orgelstück (14 Seiten) in steter Abwechslung von Spannung und Entspannung, veröffentlicht.
 
 
						      Diese Noten in unserem Online-Shop --->Torsten LauxKaiserslautern, 31.07.2025
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						  |  Davids Viktoria Direktlink: https://www.musik-medienhaus.de/mmh/rezensionen.html#davidsviktoria
 
 Komponist: Rainer Bischof
 ISMN: 979-0-012-20734-4 / DO03411 / 19,80 €
 Besetzung: Violine und Viola
 Verlag: Doblinger
 
 2019 komponierte Rainer Bischof als „duo amoroso“ für Violine und Viola zur Vermählung von David und Viktoria ein nach ihnen benanntes einsätziges Stück, das in zeitgenössischer Tonsprache ein Programm in fünf Schritten, das darin fast ein wenig an die fünfteiligen Praeludien des norddeutschen Hochbarock von Dieterich Buxtehude (1637-1707) und anderen, erinnert, zum Ausdruck bringen soll:
 
 Gegenseitiges Kennlernen (Takte 1 bis 4): Vivace delicato
 Entwicklung der Liebe (Takte 5 bis 31): Adagissimo affetuoso, accelerando poco a poco, ritardando
 feste Liebe (Takte 32 bis 43): a tempo Adagissimo affetuoso
 Vereinigung (Takte 44 bis 53): Vivace delicato, endet Adagissimo
 Ehe (Takte 54 bis 60): (Adagissimo) endet in einem aparten dissonanten Vierklang mit langer Fermate
 
 „Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an“ schrieb schon Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (1776 Königsberg – 1822 Berlin),  „Wo die Worte aufhören, beginnt die Musik“ Heinrich Heine (1797 Düsseldorf  – 1856 Paris), und „Musik spricht da, wo Worte fehlen“ Hans Christian Andersen (1805 Odense – 1875 Kopenhagen): dies zeigt sich auch in dieser Komposition, die emotional – trotz ihrer durchaus herben Tonsprache – mit allerdings doch einigem spieltechnischen Aufwand doch noch viel tiefer zu gehen vermag als die Worte des vorangestellten Programms vermitteln mögen.
 
 
 
                              Diese Noten in unserem Online-Shop --->Torsten LauxKaiserslautern, 31.07.2025
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						  |  Alle Vögel sind schon da Direktlink: https://www.musik-medienhaus.de/mmh/rezensionen.html#allevoegel
 
 Komponist: Daniel Kunert
 Text: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
 Celle 2025, 0325-04, 5,75 €, Mindestbestellmenge: 10 Exemplare
 Besetzung: 3stg. gem. Chor SAM
 Verlag: Daniel Kunert
 
 Das beliebte Volkslied „Alle Vögel sind schon da“ mit dem eingängigen Text von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) und der bekannten Melodie aus dem Liederbuch des Rauhen Hauses (1844) hat nach dieser Bearbeitung gerufen: singbar, abwechslungsreich, überraschend, fröhlich, lustig und weder lang noch langweilig, und zu Beginn auch mit humorvoll eingestreuten Sprechtexten.
 So macht das Singen im Chor Spaß – wenn es auch einmal um heimische Singvögel gehen darf.
 
 Der dreistimmige Satz kommt mit einer Männerstimme aus, erfordert nicht allzu viel Probenzeit, und der Text passt thematisch perfekt im Frühling. 
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						  |  Das Portal der Königin Direktlink: https://www.musik-medienhaus.de/mmh/rezensionen.html#dasportalderkoenigin
 
 Autorin: Reni Weller
 ISBN: 978-3-7693-2739-7, 14,99 €
 Verlag: reniwellerbooks
 
 Die Verpflichtungen nehmen überhand, alle Welt erwartet etwas von Ihnen? Und sie dürfen auf gar keinen Fall so sein, wie Sie wirklich sind?
 
 In der Neuinterpretation des Märchens "Die zertanzten Schuhe" führt uns die Autorin in die historische Epoche des 18. Jahrhunderts und eröffnet eine nordeuropäische Welt für uns. Eine Welt des höfischen Lebens, der Musik, der Familienproblematiken, angefüllt mit Trauer, Liebe und Magie. Und ein kundiger Spiegelmagier schafft darin Freiräume für die eigene Entwicklung, für Musik, Medizin und Literatur.
 Auch wenn "Das Portal der Königin" in diesem Fall nicht auf die Orgel Bezug nimmt, kommt Tastenmusik in reicher Vielfalt darin vor.
 
 Reni Weller hat mit diesem Buch ein literarisches Werk geschaffen, das den Leser von der ersten bis zur letzten Leseminute fesselt. Die vorkommenden Personen sind so farbig beschrieben, dass es gar nicht schwer fällt, sich in deren Denkweise und ihr Leben hineinzuversetzen. Kenntnisreich und fantasievoll werden das Leben am Königshof, die Sehnsüchte der Beteiligten und die wundersamen Wege der Liebe und persönlichen Freiheit miteinander verwoben.
 
 Fazit: Eines der besten Bücher, das ich in den letzten Jahren gelesen habe.
 
 
 PS: Zusätzlich zum Buch kann man auf der Webseite der Autorin auch noch in ihrem Blog stöbern oder zauberhafte Zusatzartikel erwerben. Auf jeden Fall einen Besuch wert!
 
            Daniel KunertCelle, 06.08.2025
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						  |  5 Choralbearbeitungen - Originals and more Direktlink: https://www.musik-medienhaus.de/mmh/rezensionen.html#diemer_choralbearbeitungen
 
 Komponistin: Emma Lou Diemer
 Herausgeber: Herausgeber: Wüst, Gisbert
 ISMN: 979-0-50224-582-5, 16,50 €
 Besetzung: Orgel
 Verlag: Certosa
 
 Am 2. Juni 2024 starb in Santa Barbara (Kalifornien, U.S.A.) die in Deutschland noch wenig 
						    bekannte amerikanische Organistin und Komponistin Emma Lou Diemer (1927-2024). 
						    Nach gut 96 Lebensjahren hat sie mehr als 500 Werke hinterlassen, darunter sehr viele
 Stücke für Orgel, wovon nun fünf besonders gut gelungene Miniaturen im Certosa Verlag 
						    erschienen sind.
 
 Gregorianik und Kirchenlieder bildeten die Grundlage ihrer Musik für ihr eigenes Instrument, somit ist es naheliegend, dass einige Choralbearbeitungen vorgelegt wurden. Mit 1 bis 3 Seiten Notentext sind diese Choralvorspiele kurz genug für einen Gottesdienst
 und gut genug für ein Konzert, dabei durchaus dankbar, sogar auf einmanualigen Instrumenten leicht spielbar und auch für nebenberufliche Organist:innen gut erreichbar.
 
 „Unser Leben sei ein Fest“ besticht in der einfachen ostinaten Begleitung durch die Metrik des Latin (Rumba/Samba); „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend“ überrascht durch ausdrucksvolle Chromatik; „Ach bleib mit deiner Gnade“ ist nicht weniger ausdrucksstark; „O Welt, ich muss dich lassen“ ist geprägt von feinsinniger Melodik, die demütigen Weltschmerz 
						    sehr sensibel zum Ausdruck bringt; und schließlich bauscht sich „Christ ist erstanden“ durch 
						    eine sehr interessante Abwechslung verschiedener Parallelführungen sehr wirkungsvoll auf, sodass die insgesamt fünf Stücke in dieser Reihenfolge ein attraktives Angebot für ein 
						    Konzert darstellen können.
 
						      Torsten LauxKaiserslautern, 31.07.2025
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						  |  Orgellandschaft Bregenzerwald & Kleinwalsertal Direktlink: https://www.musik-medienhaus.de/mmh/rezensionen.html#bregenzerwald_kleinwalsertal
 
 Autoren: Rudolf Berchtel / Bruno Oberhammer
 Egg 2025, 978-3-9504632-3-1
 Verlag: Heimatpflegeverein Bregenzerwald
 
 Der Bregenzerwald und das Kleinwalsertal werden vielen Menschen wohl eher aus touristischer Sicht ein Begriff sein. Die beiden Gebirgslandschaften sind für die, die Erholung suchen, etwas ganz Besonderes und die wenigsten Touristen werden bei dem Besuch der Gegenden an Orgelmusik oder Orgelbau denken. Die Naturlandschaft verleitet wohl eher zum Wandern und dem Lauschen der Klänge von Mutter Natur.
 
 Nichtsdestotrotz kann der Musikfreund hier manche Schönheit fernab von Fauna und Flora erkunden. Und da mag das hier besprochene Buch „Orgellandschaft Bregenzerwald & Kleinwalsertal“ als Wegweiser dienen.
 
 Das qualitativ hochwertig gearbeitete Buch bereitet dem interessierten Leser – sowohl Fachleuten als auch Laien – auf über 200 Seiten viel Freude. Nach umfangreichen Vorworten und sachdienlichen Hinweisen erfährt man Spannendes, Informatives, Lustiges, Wissenswertes und Orgelgeschichtliches über mehr als 30 „Königinnen“. Diese Orgeln werden keine Rekorde in Bezug auf Pfeifenmenge oder Größe aufstellen. Aber es sind alles wertvolle Orgeln, die im historischen Kontext erhaltens- und schützenswert sind und den Menschen vor Ort viel für ihre kulturelle Vielseitigkeit bedeuten.
 
 Jedes Instrument wird umfassend geschichtlich betrachtet, dabei verdeutlicht manche Anekdote, dass die Autoren auch mit viel Herzblut bei der Sache waren. Zudem macht es die Texte gut lesbar und erleichtert das Studium des an manchen Stellen auch fachlich trockenen Stoffes. Ergänzt werden die Texte durch Fotos aller Orgeln (leider nur schwarz-weiß, vermutlich wären Farbfotos ein Preistreiber für das Buch gewesen) und 2 CDs, die dem Leser dann auch die klangliche Seite der Orgeln näherbringen.
 
 Fazit: Ein Buch, dass nicht nur für Fachleute, sondern auch für interessierte Laien lesenswert ist, manches Neue entdecken lässt und ganz bestimmt Lust macht, die Gegend einmal als „Orgel-Tourist“ zu besuchen. Beachten Sie dabei lediglich, dass auch die Natur ihre schönen Seiten hat. 
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						  |  Mondnacht Direktlink: https://www.musik-medienhaus.de/mmh/rezensionen.html#mondnacht
 
 Komponist: Daniel Kunert
 Text: Joseph von Eichendorff
 Celle 2025, 0125-04, 3,25 €, Mindestbestellmenge: 10 Exemplare
 Besetzung: 3stg. gem. Chor SAM
 Verlag: Daniel Kunert
 
 Es war, als hätt´ der Himmel die Erde still geküsst“ – dieses bezaubernde Gedicht von Joseph von Eichendorff (1837) hat Daniel Kunert der eingängigen Melodie „Denn er hat seinen Engeln“ aus dem „Elias“ Opus 70 (1846) von Felix Mendelssohn-Bartholdy unterlegt und damit eine leicht singbare volksliedhafte Kontrafaktur geschaffen.
 
 Anlass war die Trauerfeier für ein verstorbenes Chormitglied – und dafür kann dieses sehr einfache dreistimmige Chorstück mit nur einer Männerstimme und tief liegenden Frauenstimmen (Sopran b-es2, Alt g-b1) durchaus passend und geeignet sein.
 
 Der Satz ist so klar, kurz, stark und transparent, dass er sogar im Freien gesungen werden könnte – ohne Begleitung, auch ohne Stimmgabel und in beliebiger Tonhöhe. 
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						  |  Portugiesische Orgelmusik 1540–1834 Direktlink: https://www.musik-medienhaus.de/mmh/rezensionen.html#portugiesische_orgelmusik
 
 Herausgeber: Gerhard Doderer und Miguel Bernal Ripoll,
 Kassel 2025, BA11265, ISMN: 9790006579891,  42,95 €
 Besetzung: Orgel
 Verlag: Bärenreiter
 
 Das Herausgeberduo Doderer/Ripoll setzt nach Auswahlausgaben von Cabezón  und Cabanilles bei Bärenreiter seine erfolgreiche Arbeit zur weiteren Kenntnisnahme  und Pflege iberischer Orgelmusik mit diesem Band alter portugiesischer Musik  fort. Zwar sind in der Reihe Portugaliae Musica die Tastenwerke von Manuel  Rodrigues Coelho, Carlos Seixas, Frei Roque da Conceição, João  Domingos Bomtempo, José da Madre de Deus bereits einmal  vorbildlich ediert worden, dazu eine Antologia de Organistas do Século XVI sowie Obras Selectas para Órgão (MS 964 da Biblioteca Pública de Braga), doch  erschienen sind diese Bände bereits seit 1959 und wurden zeitbedingt hierzulande  kaum nachgefragt. Ähnlich erging es weiteren kleinen Ausgaben Doderers u.a., denn  die spezifische Orgelgeschichte Iberiens verlangt nun einmal eine sorgfältige  Einarbeitung. Dazu kommt, dass es hier nur wenige adäquate Instrumente gibt, um  diese Musik darzustellen.
 
 Zur Einarbeitung bieten die beiden Herausgeber in diesem Band gründliche sachlich  erstklassige Informationen auf nicht weniger als 12 Seiten Vorwort zu den  Kompositionen (Formen und Komponisten), den liturgischen Funktionen und dem  Orgelbau. Da Hinweise zur Spielweise (Ornamente und Verzierungen) nicht gegeben  werden, verbleibt den Interpreten allerdings noch eine Aufgabe, ein wenig z.B.  in Coelhos Susanna glosada ablesbar. Ein Kritischer Bericht mit dem  genauen Quellenverzeichnis fehlt. Leider bilden die Faksimiles keine Stücke der  Ausgabe dar.
 
 Die Ausgabe bringt Werke von António de Baena, Helidoro de Paiva, António  Carreira, Manuel Rodrigues Coelho, Diego de Alvarado, Diogo da Conceição,  António Correa Braga, Gaspar dos Reis, Pedro de Araújo, Pedro de San Lorenzo,  Carlos Seixas, João da Madre de Deus, Francisco de São Boaventura, Marcos  António Portugal und José Marques e Silva. Formal sind es Versos, Tentos,  Tentos de meio registro, auch Batalhen u.a. und schließlich Sonaten der  Komponisten der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zuvor noch streng  liturgische Musik bis in 18. Jh. hinein, ändert sich die Musik, bedingt durch  den Wandel der Orgelfunktion zur reinen Begleitung des Chorgesangs, nun zu  einem weltlichen Zweck. Die ersten Beispiele portugiesischer Orgelmusik sind  1540 überliefert, 1834 setzte die Säkularisation ihrer Tradition ein Ende.
 
 Bemerkenswerte  Stücke sind das Tento Con qué la lavaré von Carreira, das dem (zu  singenden) Thema ein unabhängiges Tento hinzufügt, die durchaus virtuosen  Magnificat-Versos von Coelho, die in gleicher Weise ausgeführt werden können,  die umfängliche Batalha von Braga und die einige Spielarbeit verlangende  Phantasie von Pedro de Araújo. Dass die Ausgabe sehr lesefreundlich ist, ist  heute zwar selbstverständlich, dafür wird es aber schwierig sein, das große  Format auf einigen alten Spieltischen stellen zu können. Nichtsdestotrotz ist  der Band ein ganz großer Gewinn für alle, die sich näher mit alter  portugiesischer Musik beschäftigen wollen.
					      
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